5 ERZÄHLTE OPERN
Große Oper – im Westentaschenformat. In fünf Abenden führen unsere „Erzählten Opern“ einmal quer durch die Musikgeschichte und präsentiert bekannte Arien, Lieder und Chansons in neuem Kontext. Dabei herrscht Minimalismus: Höchstens eine Handvoll Musikerinnen und Musiker, ein Erzähler, einige Requisiten und etwas Bühnenlicht reichen aus, um das Publikum auf eine zauberhafte musikalische Reise zu schicken. Dabei bedienen sich die Libretti, alle fünf vom in Wien lebenden Sänger und Autor Hartmut Schulz, bei den vorherrschenden Theater-Trends aus der Zeit der jeweilig im Vordergrund stehenden Komponisten. Bei der Rossini und seinem Umfeld gewidmeten „Regata della Anzoleta“ kommt die Commedia dell‘ arte zu ihrem Recht, im frühklassischen „Orpheus“ werden Arien von Gluck und Haydn mit Texten kombiniert, die die Klassik reflektieren. In die Künstler-Kneipen des Paris der 50er und 60er Jahre führt „Les ponts de Paris“, während „Im Licht des Mondes“ die zauberhaften Frauengestalten von Dvořák, Smetana und Janáček mit der Poesie der romantischen Märchen kombiniert. „CarmenCITA“, die aufwändigste der fünf Produktionen, erzählt Bizets Meisterwerk aus neuer Perspektive. So präsentiert jede der Opern-Miniaturen nicht nur bedeutende Musik, sondern vermittelt auch ein Gefühl für die Zeit ihrer Entstehung. 1. LES PONTS DE PARIS - UA 11. Feb. 2025 - The Black Sheep, Kettenbrückengasse 7, 1050 Wien Besetzung UA: Caroline AUQUE, Chanson-Sängerin: Nicola ZARIC, Akkordeon und Georg SCHMELZER, Kontrabass und Lisa Marie PUSEL, Erzählerin Musik: französische Chansons der 50er und 60er Jahre. Dauer: ca. 60 min Ein Frühjahr irgendwann in den 1960ern in Paris. Die junge und lebenslustige Sängerin Ela kommt aus der Provinz in die Stadt. Sie lernt zwei Männer kennen: den Rechtsanwalt Eduard, einen Vertreter des Establishments und den Studenten Paul, einen überzeugten linken Aktivisten und verhinderten Existentialisten. Beide geben vor, sie auf Händen zu tragen, Eduard will sie bei einer großen Revue unterbringen, Paul stilisiert sie als Muse der Arbeiterklasse. Schließlich muss Ela aber erkennen, dass beide Männer sich letzten Endes nicht für sie als Person, sondern nur als Projektionsfläche eigener Fantasien interessieren. Sie bricht die Beziehungen ab und beschließt, aus sich selbst heraus Karriere zu machen. 2. ORPHEUS - 03. April 2025 - Pygmalion Theater, Alser Straße 43, 1080 Wien Besetzung: Hartmut SCHULZ (Bariton), Martin PLODERER (Erzähler), Joseph TURBESI (Piano) Musik: Christoph Willibald Gluck, Joseph Haydn, Johann Joseph Fux Dauer: ca. 45 min Der thrakische Sänger kehrt nach längerer Abwesenheit in sein Haus zurück und stellt fest, dass seine frisch angetraute Gemahlin Eurydike verschwunden ist. Nach längerer Suche erfährt er, dass Hades, der Herr der Unterwelt Eurydike in die Unterwelt verschleppt hat. Angetrieben vom Rezitator macht sich Orpheus auf zum Fluss Acheron, an dessen Ufer die Toten verweilen, ehe sie endgültig Zutritt ins Reich der Toten erhalten. An dieser magischen Schnittstelle zwischen Leben und Tod trifft der Sänger auf den Schatten Eurydikes. Doch sein Versuch, die Gattin zur Rückkehr zu bewegen verläuft anders, als erwartet. 3. IM LICHT DES MONDES - UA 03. Juni 2025 - Amtshaus Landstrasse, Karl-Borromäus-Platz, 1030 Wien Besetzung: Erin SILANGIL, Sopran; Joseph TURBESI, Piano und Hartmut SCHULZ, Erzähler Musik: Antonin Dvořák, Bedřich Smetana, Leoš Janáček Dauer: ca. 50 min [Anm.: Rusalkas sind der Volkssage nach die Geister junger Frauen, die vor ihrer Ehe eines unglücklichen Todes gestorben sind.] In einem scheinbar lieblichen Tal an der Moldau nahe Prag geht es nicht geheuer zu. Wenn an einem Pfingstsonntag der Vollmond herrscht, steigt aus dem Walter ein geheimnisvolles Wesen empor, dass die Anwohner ängstigt. Denn wer die Rusalka sieht, ist des Todes. Einst war sie ein junges Mädchen, Danica, die Tochter des Schmiedes. Wie ihr Vater betet sie noch die alten Götter an. Im Dorf aber hat inzwischen das Christentum Einzug gehalten und damit sind Konflikte vorprogrammiert. Als der Sohn des reichen Gutsbesitzers Danica zuerst verführt, dann aber bei der Hochzeit sitzen lässt, kommt es zur Katastrophe, an deren Ende die Betrogene sich in die rachsüchtige Rusalka verwandelt. Alles dies wird erzählt unter Zuhilfenahme der hochexpressiven Musik der tschechischen Nationalkomponisten Dvorak, Smetana und Janáček. Ein romantischer Opernabend mit Grusel-Garantie. 4. LA REGATA DELLA ANZOLETA - 22. Oktober 2025, Klaviersalon Atzgersdorf, Endresstraße 18/1, 1230 Wien Besetzung: Julia SAVRASOVA, Mezzo-Sopran; Vasilis TSIATSIANIS, Piano und Hartmut SCHULZ, Erzähler, Musik: Gioachino Rossini, Antonio Buzolla Dauer: ca. 50 min Es ist der Tag einer Regata in Venedig. Zunächst erzählt der Erzähler vom Treiben auf dem unter dem Fenster gelegenen Platz. Da tritt Anzoleta ans Fenster. Sie entdeckt ihre beiden Liebhaber unter den Ruderern – und diese entdecken sie. Es beginnt ein Wettkampf um ihre Gunst. Dann verkündet sie, dass derjenige ihr Mann werden soll, der bei der Regata vorne liegt. Die Regata beginnt und Anzoleta fiebert mit. Natürlich wäre ihr der hübsche, junge und romantische Arlecchino lieber und lange Zeit sieht es auch so aus, als würde er gewinnen. Anzoleta gibt sich romantischen Träumen hin – da fällt Arlecchino aus der Gondel, Pantalone gewinnt. Anzoleta ist kurz enttäuscht, befindet aber, dass ein alter reicher Mann viele Vorteile hat, schließlich kann sie sich mit seinem Geld an jedem Finger einen Liebhaber leisten. Während auf dem Platz gefeiert wird, schließt sie das Fenster und geht hinunter, um Pantalone ins Haus zu lassen. 5. CARMENCITA - UA 2026 Besetzung: Sopran, Mezzo-Sopran, Tenor, Bariton / Erzähler, Instrumentalisten Musik: Georges Bizet Dauer: ca. 90 min Die beliebtesten Nummern aus „Carmen“, neu erzählt aus der Perspektive Escamillos. Am Schluss von Bizets Meisteroper ersticht der Polizist Don José bekanntlich die von ihm begehrte Carmen. Es ist der tragischer Höhepunkt einer von ihm einseitig imaginierten Beziehung, geprägt von machohaftem Besitzanspruch und verblendeter Leidenschaft. Man darf davon ausgehen, dass Don José für diese Tat zur Rechenschaft gezogen wird und dass es zur Gerichtsverhandlung kommt. Einer der Zeugen ist der Torero Escamillo. Dieser kennt Carmen von Jugend an und kennt auch das Milieu der Gitanos, der spanischen Roma, aus dem die junge Frau stammt und dessen Regeln und moralischen Werten sie nicht entkommen kann und wohl auch nicht entkommen will. In einer Rückschau erzählt er die Handlung der Oper aus seiner Perspektive. Dabei wird deutlich, welchen Missverständnissen José aufgesessen ist und wie diese letztendlich den fatalen Ablauf der Ereignisse in Gang gesetzt haben. |
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