4 ERZÄHLTE OPERN
Große Oper – im Westentaschenformat. In vier Abenden führen unsere „Erzählten Opern“ einmal quer durch die Musikgeschichte und präsentiert bekannte Arien, Lieder und Chansons in neuem, aber adäquaten Kontext. Dabei herrscht Minimalismus: Eine Sängerin – in einem Fall ein Sänger - , ein Erzähler und eine Pianistin / ein Pianist, einige Requisiten und etwas Bühnenlicht reichen aus, um das Publikum auf eine zauberhafte musikalische Reise zu schicken. Dabei bedienen sich die Libretti, alle vier vom in Wien lebenden Sänger und Autor Hartmut Schulz, bei den vorherrschenden Theater-Trends aus der Zeit der jeweilig im Vordergrund stehenden Komponisten. Bei der Rossini und seinem Umfeld gewidmeten „Regata della Anzoleta“ kommt die Commedia dell‘arte zu ihrem Recht, im frühklassischen „Orpheus“ werden Arien von Gluck und Haydn mit Texten kombiniert, die die Klassik reflektieren. In die Künstler-Kneipen des Paris der 50er und 60er Jahre führt „Les ponts de Paris“, während „Im Licht des Mondes“ die zauberhaften Frauengestalten von Dvořák, Smetana und Janáček mit der Poesie der romantischen Märchen kombiniert. So präsentiert jede der Opern-Miniaturen nicht nur bedeutende Musik, sondern vermittelt auch ein Gefühl für die Zeit ihrer Entstehung. Geplant sind, nicht zwingend in dieser Reihenfolge: 1. La Regata della Anzoleta Besetzung: Julia SAVRASOVA, Mezzo-Sopran; Vasilis TSIATSIANIS, Piano und Hartmut SCHULZ, Erzähler, Musik: Gioachino Rossini, Antonio Buzolla Dauer: ca. 50 min Es ist der Tag einer Regata in Venedig. Zunächst erzählt der Erzähler vom Treiben auf dem unter dem Fenster gelegenen Platz. Da tritt Anzoleta ans Fenster. Sie entdeckt ihre beiden Liebhaber unter den Ruderern – und diese entdecken sie. Es beginnt ein Wettkampf um ihre Gunst. Dann verkündet sie, dass derjenige ihr Mann werden soll, der bei der Regata vorne liegt. Die Regata beginnt und Anzoleta fiebert mit. Natürlich wäre ihr der hübsche, junge und romantischen Arlecchino lieber und lange Zeit sieht es auch so aus, als würde er gewinnen. Anzoleta gibt sich romantischen Träumen hin – da fällt Arlecchino aus der Gondel, Pantalone gewinnt. Anzoleta ist kurz enttäuscht, befindet aber, dass ein alter reicher Mann viele Vorteile hat, schließlich kann sie sich mit seinem Geld an jedem Finger einen Liebhaber leisten. Während auf dem Platz gefeiert wird, schließt sie das Fenster und geht hinunter, um Pantalone ins Haus zu lassen. 2. Orpheus Besetzung: Bariton, Erzähler, Piano Musik: Christoph Willibald Gluck, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart Dauer: ca. 45 min Der thrakische Sänger kehrt nach längerer Abwesenheit in sein Haus zurück und stellt fest, dass seine frisch angetraute Gemahlin Eurydike verschwunden ist. Nach längerer Suche erfährt er, dass Hades, der Herr der Unterwelt Eurydike in die Unterwelt verschleppt hat. Geführt von einem Glühwürmchen steigt der Sänger durch die Höhlen der Berge hinab in die Unterwelt. Als es den Fluss Acheron erreicht, der das Land der Lebenden von dem der Toten trennt, verwehrt der Fährmann Charon ihm die Überfahrt. Mit einem rührenden Lied bewegt Orpheus den Fährmann, ihm Eurydike zurückzubringen. Charon willigt ein, unter der Bedingung, dass Orpheus sich auf dem Rückweg nicht nach seiner Gemahlin umschaut. Weil er niemanden hinter sich hört, dreht Orpheus sich auf dem Weg doch um – und findet sich allein, Eurydike, Charon und der Fluss sind verschwunden. Hat er durch sein mangelndes Vertrauen alles verdorben oder hat Charon ihn getäuscht? Orpheus wird es nie wissen. 3. Les ponts de Paris Besetzung: Caroline AUCQUE, Chanson-Sängerin: Nicola ZARIC, Akkordeon und Georg SCHMELZER, Kontrabass und Hartmut SCHULZ, Erzähler Musik: Eartha Kitt, Édith Piaf, Barbara o.ä. Dauer: .ca 60 min Frühjahr 1968 in Paris. Die junge und lebenslustige Sängerin Ela kommt aus der Provinz in die Stadt, mitten hinein in die Studentenproteste. Sie lernt zwei Männer kennen: den Rechtsanwalt Eduard, einen Vertreter des Establishments und den Studenten Paul, einen überzeugten linken Aktivisten. Beide geben vor, sie auf Händen zu tragen, Eduard will sie bei einer großen Revue unterbringen, Paul stilisiert sie als Muse der Arbeiterklasse. Schließlich muss Ela aber erkennen, dass beide Männer sich letzten Endes nicht für sie als Person, sondern nur als Projektionsfläche eigener Fantasien interessieren. Sie bricht die Beziehungen ab und beschließt, aus sich selbst heraus Karriere zu machen, was ihr auch gelingt. 4. Im Licht des Mondes Besetzung: Erin SILANGIL, Sopran; Joseph TURBESI, Piano und Hartmut SCHULZ, Erzähler Musik: Antonin Dvořák, Bedřich Smetana, Leoš Janáček Dauer: ca. 50 min [Anm.: Rusalkas sind der Volkssage nach die Geister junger Frauen, die vor ihrer Ehe eines unglücklichen Todes gestorben sind.] Rusalka sitzt am Rand eines Weihers und erinnert sich an den Prinzen, den sie hatte heiraten wollen und der sie verstoßen hat, nachdem er erkannt hat, dass sie ein Wassergeist war. Nach seiner Vermählung mit einer Prinzessin hatte er versucht, Rusalka zu seiner Geliebten zu machen. Als er versuchte, sie mit Gewalt zu nehmen, hatte sie ihn mit einem vermeintlichen Kuss getötet. Der Kuss hat aber auch sie verändert: Aus der schüchternen kleinen Nixe ist über die Jahre ein verbittertes, bösartiges Wesen geworden, das mit sich und aller Welt im Kampf liegt. Sie ist zutiefst unglücklich. Als das Mondlicht über den Bäumen am Weiher aufgeht, sieht sie, wie ihre Schwestern aus dem Wasser aufsteigen und tanzen. Von Sehnsucht nach diesem kindlich-glücklichen Leben übermannt, stürzt sie sich in den See. |
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